Von Honterus zu Oberth

Das Buch umfaßt zehn Kurzmonografien bedeutender siebenbürgisch-deutscher Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner (siehe auch Publikationen). Die einzelnen Beiträge sind nach Bereich und Epoche gegliedert und jeweils denjenigen Repräsentanten einer Fachrichtung gewidmet, deren wissenschaftliche Leistung die herausragendste war. Außerdem werden darin aber auch noch zahlreiche andere Forscher und Erfinder vorgestellt, die sich als Vorläufer, Zeitgenossen oder Nachfolger der "Großen" verdient gemacht haben. Auf diese Weise werden hier die schöpferischen Leistungen von nahezu 100 Naturforschern, Ingenieuren und Medizinern präsentiert. Das Buch kann somit als ein erster "Umriß zu einer Geschichte der siebenbürgerdeutschen Wissenschaft und Technik" betrachtet werden.

Eine ähnliche Schrift hat es bisher noch nicht gegeben. Denn das rumäniendeutsche Schrifttum setzte sich seit jeher meist nur mit Repräsentanten der Geisteswissenschaften, der Literatur und der verschiedenen Kunstgattungen auseinander. Die Vertreter der exakten Wissenschaften und der Technik wurden kaum beachtet — auch wenn deren Leistungen im Vergleich beachtlicher waren als die der Behandelten. In vielen Fällen wirkten diese Wissenschaftler (auch) im Ausland, wo sie geehrt und gewürdigt werden; ihre siebenbürgische Herkunft blieb aber meist unerwähnt. Die kulturhistorische Leistung der Siebenbürger Sachsen kann daher erst dann in ihrem vollen Umfang erkannt werden, wenn man ihren schöpferischen Beitrag auch auf den hier behandelten Gebieten einbezieht. Der gebotene Überblick verdeutlicht somit, daß die kleine deutsche Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen in ihrem geografischen Umfeld nicht nur als Vermittler von Kulturwerten in und aus diesem Raum hervorgetreten sind, sondern daß sie auch aus eigenen Stücken Beachtliches dazugeschaffen haben. Das Buch bieten also einen Gesamtüberblick, eine Zusammenfassung über Werte und Leistungen, die Burgen und Ringmauern, Städte und Dörfer, Schulen und Lieder — die Symbole dieser Volksgruppe - allein nicht wiederzugeben vermochten.

Im Anhang zu den jeweiligen Kurzmonografien wird jeweils auch eine recht vollständige Bibliografie mit den Arbeiten der vorgestellten Wissenschaftler und Erfinder gebracht sowie eine repräsentative Auswahl von Sekundärliteratur. Die zehn Kapitel dieser Schrift sind:

  1. Johannes Honterus (1498-1549): Der große siebenbürgisch-sächsische Humanist wird hier für seine Verdienste auf den Feldern der Medizin, Geografie und Biologie gewürdigt. Als verdienstvolle Zeitgenossen werden zusätzlich die Mediziner Paulus Kyr und Thomas Jordanus vorgestellt (Autor: Gernot Nussbächer).
  2. Conrad Haas (1509-1579): Siehe dazu die eigenständige Seite Conrad Haas (Autor: Hans Barth)
  3. Johann Hedwig (1730-1799): Gehört zu den bedeutenden Botanikern des 18. Jh.; seine Verdienste um die Begründung der modernen Mooskunde (wozu er als erster das Mikroskops verwendete) brachten ihm den ehrenvollen Beinamen "Linne der Moose" ein; selbst der große Goethe hat Hedwig öfters besucht und sich von ihm beraten lassen (Autor: Heinz Heltmann).
  4. Johann Christian Gottlob Baumgarten (1765-1843): Mit seinem dreibändigen Standardwerk über die Flora Siebenbürgens wurde er zum Begründer der wissenschaftlichen botanischen Forschung auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens. Weitere Kurzporträts: Michael Gottlieb Agnethler (1719-52), Joseph von Lerchenfeld (1753-1812), Peter Sigerus (1759-1831), Michael Neustädter (1736-1806), Michael Fuss (1814-83), Karl Fuss (1817-74), Ferdinand Schur (1799-1878) u. a. (Autorin: Erika Schneider-Binder)
  5. Paul Traugott Meissner (1778-1864): Professor der Chemie am Polytechnischen Institut Wien, beachtliche Leistungen auf dem Gebiet der technischen Chemie und auf dem der modernen Heizungstechnik, führte als erster die Dampfheizung in den bis dahin noch ungeheizten Eisenbahnwagen ein. Andere: Karl Ludwig Meissner (1809-69), Franz Joseph Müller (1740-1825), Gustav Adolf Kayser (1817-78), Friedrich Johann Binder (1801-59), Rudolf Eisenmengen (1871-1946), Friedrich Folberth (1833-95), Friedrich Martin Berwerth (1850-1918), Gustav Adolf Raupenstrauch (1859-1943), Willi Folberth (1884-1946), Albert Ziegler (1888-1946), Friedrich Bock (1894-1961) und Kuno Eisenburger (1910-76) (Autor: Hans Barth)
  6. Johann Martin Honigberger (1795-1869): Auf seinen fünf Reisen in den Mittleren und Fernen Orient, zum Fuße des Himalaja und um den Kap der Guten Hoffnung war Honigberger zugleich forschender und heilender Arzt, Pharmazeut und Botaniker, Ethnograf und Archäologe, Numismatiker und Sprachwissenschaftler. Gilt als Begründer der wissenschaftlichen Medizin Indiens, als Vorläufer der modernen Bakteriologie und als "Albert Schweitzer des 19. Jahrhunderts". Andere: Bartholomäus Baussner (1629-82), Andreas Teutsch (1669-1730), Martin Lange (1753-92), Michael Neustädter (1738-1806), Andreas Wolf (1741-1812), Mathias Lassel (1760-1834), Johann Gottlieb Fabini (1791-47), Karl Ludwig Sigmund (1810-83), Friedrich Franz Salzer (1827-91), Julius Oberth (1862-1946) und Wilhelm Depner (1873-1950) (Autor: Hans Barth)
  7. Eduard Albert Bielz (1827-1893): Herausragende Gestalt der siebenbürgisch-deutschen Forschung auf den Feldern der Naturwissenschaften, die durch die Gründung des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften im Jahre 1841 einen vorher nie gekannten Aufschwung erlebte. Andere: Karl Petri (1852-1932), Arnold Müller (1884-1934), Michael Johann Ackner (1782-1862), Ludwig Neugeboren (1806-87), Ludwig Reissenberger (1819-95), Josef Barth (1833-1915), Friedrich Deubel (1845-1933), Moritz von Kimakovics (1849-1921), Carl Henrich (1850-1920), Daniel Czekelius (1857-1938), Karl Ungar (1869-1933) und Alfred Kamner (1871-1952). (Autoren: Friedrich Gündisch, Hans Barth)
  8. Carl Friedrich Jikeli (1850-1925): Langjähriger Vorsitzender des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften; als Haeckel-Schüler ein Verbreiter der darwinschen Evolutionslehre in Siebenbürgen; ausgedehnte Forschungsreisen ans Rote Meer und in Nordafrika, wo er bis dahin unbekannte Weichtierarten entdeckte und für die Fachliteratur beschrieb - zahlreiche davon tragen seinen Namen. Ein weiterer verdiesntvoller Haeckel-Schüler war Julius Römer (1848-1926), Begründer des Umweltschutzes in Siebenbürgen (Autoren: Emil und Alexandru Bologa)
  9. Oswald Thomas (1882-1963): Leiter der Wiener Sternwarte, Verdienste auf dem Gebiet der Meteorforschung, der astronomischen Darstellungsmethodologie und der astronomischen Volksbildung. Vorläufer: Jacobius Schnitzler (1636-84) und Israel Hübner (?-1668) (Autor: Ludwig Zoltner, Hans Barth)
  10. Hermann Julius Oberth (1894-1989): Als der eigentliche "Vater der Weltraumfahrt" weltweit bekannt und anerkannt. Sie auch Publikationen und Hermann Oberth (Autor: Hans Barth)

Das Buch Von Honterus zu Oberth. Bedeunde siebenbürgisch-deutsche Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner, Kriterion Verlag 1980, wird Interessenten auf Wunsch (vorwiegend zu Studienzwecken) vom Herausgeber zugestellt.